Retromanie im Glockenbachviertel

Wer nicht an unliebsame Stunden im Sportunterricht erinnert werden möchte, der sollte nicht ins München72 gehen. Diese Retro-Perle befindet sich in der Holzstraße, nur zwei Straßen von der U-Bahn Station Fraunhoferstraße entfernt. Alte Schulbänke, Turnmöbel, Vintagelampen, Lederbezüge von Springböcken an den Wänden, ein Bonanza-Rad hinter der Theke – die Einrichtung ist simpel, aber stilvoll. Genau so mag es auch Inhaber Tom Zufall.

Eine befreundete Innenarchitektin skizzierte die Ideen

Hier fühlt sich jeder wohl, der auf Wohlfühlcharakter und nicht auf großen Schnickschnack steht. Bei dem Siebzigerjahre-Mobiliar und dem riesigen Bild des Olympiastadions am Ende des Raums dämmert es einem langsam, weshalb die Bar München72 heißt. Aber was hat es mit der Zahl auf sich? Der gelernte Gastronom Tom erklärt: „Die Idee entstand, als ich als Bildredakteur beschäftigt war. Zu dieser Zeit hatte ich unter anderem die Aufgabe, Recherchen zum Attentat bei den Olympischen Spielen in München 1972 zu machen. Nachdem ich etliche Jahre in der Medienbranche gearbeitet hatte, beschloss ich, zu meinen Wurzeln zurückzukehren und das München72 zu eröffnen. Außerdem gefiel mir die Retro-Welle in Hamburg oder Berlin, die sich 2009 herauskristallisierte. Bei diesem Motto blieb ich.“

Was darf´s sein? Die Speisekarte zum Ankreuzen
In der Bar treffen sich die Unkomplizierten: von jungen Mamis, die dort über ihre Babypartys quatschen, bis zu Studenten, die erste Longdrinks bestellen, bevor sie in die Clubs der Stadt weitertingeln. In unserem Fall empfiehlt sich das München72 aber auch zu einem ausgediegenen Frühstück am Wochenende. Wir bestellen Bananen-Pancakes (6,90 Euro),  zwei Rühreier (3,90 Euro), eine Aufschnitt-Platte mit reichlich Semmeln und Brot (10,50 Euro) sowie Kaffee (2,50 Euro). Positiv verblüfft hat die Tatsache, dass man sich sein Wunsch-Frühstück selbst mit einem Stift ankreuzt und den Zettel an Tom persönlich abgibt. Diese Idee habe er in Hotels abgeschaut, die diesen Service nutzen, um Frühstücksvariationen individueller gestalten zu können. Das Brot ist genau richtig: innen weich, außen kross. Auch der Rest lässt nichts zu wünschen übrig: die Marmelade schmeckt hausgemacht, das Ei ist zur richtigen Zeit aus dem Wasser gekommen und fürs Auge wurde die reichlich belegte Wurstplatte dekorativ mit Kräutern verziert. Das Beste daran: Frühstücken kann man am Wochenende bis 16 Uhr, es wäre aber ratsam einen Tisch zu reservieren.

Das Frühstück sättigt, ist preiswert und dazu noch
super lecker. Fotos: Nadine Miller
Kleine Mankos gibt es aber auch im München72: Bereits sieben Minuten nach Zeitüberschreitung der Reservierung ruft der Wirt persönlich an und will sich vergewissern, ob man auch wirklich noch kommt. Also auf jeden Fall pünktlich dort sein. Außerdem stehen die Tische so nah beieinander, dass man die Tischgespräche der Nachbarn mithören kann. Wen das also stört, für den ist die München72 Bar nichts. Inhaber Tom betont aber: „Meine Gäste sind unkomplizierte Mittzwanziger bis Mittdreißiger“.

Wer sich also selbst zu diesen Unkomplizierten zählt, der wird gerne über diese Kleinigkeiten hinwegsehen.




Hier unsere Bewertung auf einen Blick



München72
Holzstraße 16
80469 München

Öffnungszeiten
Montag - Donnerstag: 17.00 - 01.00 Uhr
Freitag: 17.00 - 03.00 Uhr
Samstag: 10.00 - 03.00 Uhr
Sonntag: 10.00 - 23.00 Uhr



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